Umbenennung der Hindenburg-, Kohl-Larsen- und Hans-Stempel-Straße

Straßennamen helfen bei der Orientierung. Gerne werden hierfür historische Personen, Orte oder Ereignisse genutzt. Wenn Straßen nach Personen benannt werden, werden diese dadurch in besonderer Form geehrt und gewürdigt. Deshalb ist es wichtig, dass für die Auswahl neuer Straßennamen höchste und kritische Maßstäbe angesetzt werden. Der Landauer Stadtrat hat hierfür Kriterien beschlossen und sich dabei an der Handreichung des Deutschen Städtetages zur Aufstellung eines Kriterienkataloges zur Straßenbenennung(2021) orientiert. 

Wenn jedoch Straßen nach Personen benannt wurden, deren Lebensläufe nach heutiger Bewertung moralisch nicht mehr vertretbar sind und daher keine Ehrung mehr erfahren sollen, stellt sich die Frage, wie eine Stadt damit umgehen möchte. Daher beauftragte der Stadtvorstand in Landau das Stadtarchiv, alle nach Personen benannten Straßen, Wege und Plätze in Landau zu überprüfen.

Das Stadtarchiv Landau hat in seinem am 5. April 2022 dem Stadtrat vorgelegten Prüfbericht drei Straßennamen als besonders kritisch hervorgehoben, bei denen der politische Lebenslauf der Personen als erheblich oder teilweise belastet eingestuft wird: Hans Stempel, Ludwig Kohl-Larsen und Paul von Hindenburg. Auch steht mit "Biographien im Überblick" eine verkürzte Fassung des Prüfberichts zur Verfügung. Alle Dateien sind zusätzlich im Downloadbereich auf dieser Seite zu finden.


Hans Stempel

  • 1933 als Landauer Pfarrer wirkte er öffentlicher Redner und Autor Multiplikator nationalsozialistischen Gedankengutes und der zeitgenössischen nationalen, militaristischen Begeisterung in Landau
  • Mitgliedschaft in der SS von 1933 bis 1937
  • Jahrzehntelange politische Lobbyarbeit für Hafterleichterungen und Amnestierungen von verurteilten NS-Tätern im Ausland
  • Unterstützung von verurteilten Kriegsverbrechern, die für die Deportation von südpfälzischen und Landauer Jüdinnen und Juden nach Auschwitz verantwortlich waren


Prof. Dr. Ludwig Kohl-Larsen

  • Mitglied der NSDAP und SA seit 1931
  • Unterstützung der rassenideologischen Vorstellungen der NS-Diktatur durch ethnologische Forschungen zur angeblichen Überlegenheit der „arischen Rasse“
  • Multiplikator nationalsozialistischen Gedankengutes u. a. im NS-Propagandablatt „Völkischer Beobachter“
  • Beschönigung und Verleugnung seiner NDSAP-Parteimit-gliedschaft im Entnazifizierungsverfahren

Der Stadtrat Landau hat am 4. Juni 2024 die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde von Prof. Dr. Kohl-Larsen beschlossen.


Paul von Hindenburg

  • "Dolchstoßlegende“ und Propaganda: Hindenburg war verantwortlich für die Legende, dass demokratische Politikerinnen und Politiker die Schuld an der deutschen Niederlage im Ersten Weltkrieg trugen. Dies befeuerte antidemokratische und antisemitische Strömungen zur Bekämpfung der Weimarer Republik.
  • Wegbereiter für den Nationalsozialismus: 1932 löste Hindenburg den Reichstag auf, schränkte die Versammlungs- und Pressefreiheit ein und ebnete den Weg für den Nationalsozialismus.
  • Berufung Adolf Hitlers zum Reichskanzler im Jahr 1933 und dessen politische Unterstützung

Der Stadtrat Landau hat am 17. März 2020 die Aberkennung der Ehrenbürgerwürde von Paul von Hindenburg beschlossen.